Clemgia Logbuch
Von Liliane Waldner
Einführung in die Clemgia
Die Clemgia ist eine Engadinerin. Ihre Quelle liegt auf 2582 m.ü.M. in einem kleinen Bergsee am Südhang des Piz Cotschen. Sie mündet auf 1172 m.ü.M. bei Scuol in den Inn. Der Fluss ist 23 Kilometer lang.
Mehr über die Clemgia auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Clemgia
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo
18. Juli 2024: Scuol - San Jon
Der Weg durch die Clemgia-Schlucht ist wiederum auf unbestimmte Dauer gesperrt. Ich entscheide mich, der schwach befahrenen Strasse oberhalb der Schlucht entlang aufzusteigen. San Jon ist der Name der Postautohaltestelle. Die gelaufene Distanz beträgt etwa 5 Kilometer. Zuerst steige ich vom Bahnhof aus ab, quere die Brücke und habe einen prächtigen Blick zur Reformierten Kirche auf einem Felssporn. Dann gehe ich beim Sportzentrum zur Brücke über die Clemgia und sehe weit unten ihre Mündung in den Inn sowie oben den unteren Teil der Schlucht. Zurück beim Sportzentrum mache ich eine kurze Rast und steige der Strasse entlang bis zur Haltestelle San Jon auf. Dort liegt ein Reitstall samt Hotel. Es beginnt leicht zu regnen und von Ferne zu grollen, aber das Gewitter bricht erst bei der Postautofahrt richtig los.
Links:
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Scuol-Tarasp (scuol-reformiert.ch)
Reitstall und Saloon San Jon Scuol
25. Juli 2024: San Jon - Val Mingèr
Beides sind Namen der Postautohaltestellen. Bei der Postautohaltestelle Val Mingèr treffen das Val Mingèr und das Val S-charl aufeinander. Beim Tagesziel befindet sich eine kleine Staumauer. Die angeschriebene Wanderzeit beträgt zwei Stunden.
Auf dem Weg nach Plan da Funtanas blicke ich nochmals in die wilde Clemgia-Schlucht hinunter. Oberhalb der Schlucht weitet sich das Tal und rauscht die Clemgia von Nahem. Der Wanderweg wird neben dem Strassentunnel geführt und bietet einen Blick auf bizarre Gesteinsformationen. Die Strasse wird danach zur Naturstrasse. Die Autos wirbeln Staub auf, was mich an Uganda erinnert. Allerdings gibt es hier keine Schlaglöcher. Unterwegs komme ich mit einer jungen Churerin ins Gespräch. Sie hat ihre Stelle gekündigt und ist mit Rucksack, Zelt, Schlafsack und Matte auf dem Weg nach Monaco. Sie will das in vier Monaten schaffen. Ein deutscher Postauto-Chauffeur sagt mir, ich könne jederzeit einem Postauto winken, wenn ich nicht mehr weiterkäme. Eine Berner Radfahrerin bietet mir an, den Rucksack zu transportieren. Sie und ihr Mann kommen aus Habkern und sogleich ist das Berner Oberland ein Gesprächsthema. Ein Automobilist hält an, fragt ob ich Hilfe benötige. Ich nenne ihm mein Tagesziel. Er antwortet, dass ich noch etwa hundert Meter zu gehen habe. Ich bin happy. Dort kann ich auf einer Sitzbank rasten. Dort liegt auch ein Parkplatz für den Zugang zum Val Mingèr, wo der Nationalpark liegt. Am Steuer des Postautos sitzt der freundliche deutsche Chauffeur, der dafür sorgt, dass ich im vollen Bus noch einen Sitzplatz erhalte.
30. Juli 2024: Val Mingèr - S-Charl
Die Gehdistanz ist mit etwa drei Kilometern kurz. Es bleibt mir genügend Zeit, mich vor dem Museumsbesuch auszuruhen und zu stärken. Das Bergbau- und Bärenmuseum Schmelzra öffnet erst um 14 Uhr. Ich kann im Aussenbereich bereits einen Kalkofen fotografieren.
In früheren Jahrhunderten wurden in den Stollen des Mot Madlain Blei und Silber abgebaut. Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Bergbaus sowie die Arbeitsgeräte. Die Mineure lebten in einem Wohnhaus in S-Charl.
Etwa drei Kilometer vom Standort entfernt wurde 1904 die letzte Bärin erschossen. In allen bisherigen Quellen wurde nur von einem Bären geschrieben, es war jedoch ein weibliches Tier. Die Bärin steht ausgestopft im oberen Stockwerk des Museums, das zusätzliche Informationen über die frühere Bärenpopulation bietet.
Vom Museum ist es nicht weit bis nach S-Charl, wo ich noch das Wohnhaus der Bergarbeiter fotografiere.
Links:
Bergbau und Bärenmuseum Schmelzra 7550 S-charl: Willkommen