Gryonne Logbuch
Von Liliane Waldner
Einführung in die Gryonne
Die Gryonne ist 15 Kilometer lang. Sie hat ihre Quelle auf 1700 m.ü.M. westlich des Culan. Sie mündet auf 395 m.ü.M. unterhalb des Flugplatzes von Bex in die Rhone.
Mehr über die Gryonne auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gryonne
17. April 2021: Bex - Saline de Bex
Die heutige Wanderdistanz beträgt 8,3 Kilometer. Vom Bahnhof Bex wandern Mady und ich zuerst auf einem asphaltierten Feldweg bis zur Autobahn und danach entlang der Autobahn westwärts, queren die Autobahn und gelangen danach bald zur Mündung der Gryonne in die Rhone. Neben uns brummen kleine Flugzeuge des Flugplatzes Bex. Am anderen Rhone-Ufer liegt Monthey.
Wir folgen dem Unterlauf der Gryonne und queren mit ihr wieder die Autobahn. Das ist besonders: Der Fluss sowie die beiden Wanderwege neben ihm queren auf einer Brücke die Autobahn. Jetzt hätte ich zum Fotografieren wieder einmal eine Drohne benötigt. Wegen der Eisenbahnlinie müssen wir einen Umweg gehen und gelangen bei Clos de Champagne, einer Anlage mit Hunden und Pferden, wieder auf den Uferweg. Wir können ihm jetzt bis zur Salzmine bei Le Bouillet entlang wandern. Auf der gesamten Strecke unterhalb der Salzmine ist die Gryonne kanalisiert.
Die Saline de Bex kann besichtigt werden, aber es ist empfehlenswert, dafür genügend Zeit zu reservieren und sich im Voraus anzumelden.
Links:
https://www.salz.ch/de/salz-erleben/salzbergwerk-bex
13. Juni 2021 : Saline de Bex - La Barboleuse
Die Etappe ist 5,8 Kilometer lang. Sie verläuft im Tobel der Gryonne. Bei den Hütten von Le Fondement wechseln wir an das nördliche Ufer und steigen via Les Prés zur Brücke entlang der Strasse und Bahnlinie nach La Barboleuse auf. Die Fussgängerbrücke von Sorepont ist in Erneuerung, weshalb der Wanderweg dort geschlossen ist. Von oben herab erscheint die Brücke jedoch bereits erneuert. La Barboleuse zählt zur Gemeinde Gryon. Der viele Regen verwandelt die Wälder in ein sattes Grün und das Tobel erscheint wie eine üppige Regenwaldlandschaft.
23. Juli 2021: La Barboleuse - Alpe d’Arpille
Es besteht kein Uferweg bis zum Champ de Gryonne, ob dem die Gryonne an den Flanken des Culan entspringt und in einem Wasserfall nach unten stürzt. Ich nehme deshalb ab der Bahnstation La Barboleuse das Strässchen unter die Füsse, das am Refuge de Luissalet vorbei zum Champ de Gryonne führt. Beim Champ de Gryonne zeichnet das Strässchen einen weiten Bogen und quert auf der obersten Brücke die Gryonne.
Ich wandere auf der anderen Flussseite talauswärts. Aus dem Walddickicht tritt ein pfeifender Mann. Er präsentiert in einem Beutel vergnüglich die gefundenen Steinpilze. Er wollte dort sehen, was es nach den vielen Regenfällen gibt und wurde fündig. Er wird die Pilze mit einem Omelett zubereiten.
Vom Strässchen zweigt ein Naturweg ab, der durch die vielen Regenfälle in tiefe Rinnen ausgewaschen worden ist. Der Weg ist steil und ruppig. Ich muss auf jeden Schritt aufpassen und an etwa drei Stellen die Muskeln ganz stark anspannen, um die hohen Tritte in abschüssigem Gelände zu meistern.
Ich bin froh, als ich endlich bei der Alpwirtschaft von La Croix ankomme. Ich muss mich hinsetzen und den Freunden bei der Alpe d’Arpille telefonieren, dass das Gröbste hinter mir liegt. Die Wirtin findet, dass der Weg streng war und sie offeriert mir ein grosses Glas Apfelsaft. Nach der kurzen Rast geht es bis zur Alpe d’Arpille weiter, wo ich erwartet werde. Das Raclette mundet besonders gut an diesem Abend.
Ich bin beeindruckt, welche Arbeit das Bergbauernpaar zu leisten hat. Am Morgen steht es früh auf, um die Kühe einzutreiben und zu melken. Danach gibt es Frühstück. Die Milch wird in die Molkerei von Les Diablerets geführt, die Kühe auf die Alpweide getrieben. Am Tag hat die Familie geheut, unterstützt von zwei Jugendlichen, die während ihrer Ferien helfen. Am Abend müssen die Kühe wieder eingeholt und gemolken werden. Die Milch wird nach Les Diablerets transportiert. Wenn die Molkerei am Wochenende geschlossen hat, wird die Milch zu Käse verarbeitet. Natürlich müssen alle Geschirre und Geräte zweimal täglich sauber geputzt werden. Am Samstag werden die Geräte sowie die Tücher (letztere mit Mitteln aus der Spitalhygiene) nochmals sauber für das Käsen vorbereitet. Ferner muss auf die Gesundheit der Tiere geachtet und sie gepflegt werden. Nur gesunde Tiere geben gute Milch. Sie sind übrigens behornt. Täglich muss ermittelt und abgerechnet werden, wieviel Milch die Kühe von fremden Eigentümern geben. Ein grosser Teil der Milch erhält das Bergbauernpaar als Lohn für die Arbeit zugeteilt, der kleinere Teil entfällt als Gewinn für die Eigentümer. So wird der Arbeitstag sehr lang - und dies sieben Tage die Woche. Für das Licht der einzigen Neonlampe gibt es eine Solaranlage. Für das Melken und das Heisswasser muss der Generator angeworfen werden. Zu Bett geht es mit der Taschenlampe. Es ist auf der Alp wie während der jungen Jahre meiner Grossmutter in Deutschland oder wie vielerorts in Afrika. Trotzdem: Viele Leute in Afrika wären um sauberes Wasser sowie ein modernes, komfortables Plumpsklo dankbar.
Die Wanderstrecke von La Barboleuse bis zur Alpe d’Arpille misst 10,41 Kilometer, mit 673 Metern nach oben und 85 nach unten.
Am Tag danach wandere ich noch das kurze Stück bis zum Col de la Croix (1,8 Kilometer). Die Pyramides de Gypse (Gipspyramiden) sind dort eine geologische Kuriosität.
Links:
https://www.villars-diablerets.ch/de/V2264/gipspyramiden-merveille-des-diablerets
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo