fluss-frau.ch
Kander Logbuch
von Liliane Waldner

Einführung in die Kander


Die Kander entspringt auf etwa 2200 m.ü.M. beim Alpetli am Kanderfirn und mündet auf 558 m.ü.M. bei Einigen in den Thunersee. Sie ist 46 Kilometer lang. Obwohl sie kürzer als die 53 Kilometer lange Simme ist, ist sie nach der Vereinigung mit der Simme bis zur Mündung in den Thunersee der Namens-gebende Fluss.

Die Simme entspringt bei der Quelle Siebenbrünnen ob Lenk auf 1405 m.ü.M. und sie mündet auf 600 m.ü.M. unterhalb von Wimmis in die Kander.


Mehr über die Kander auf:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kander_(Aare)



Meine früheren Kander-Erlebnisse

Zur Kander habe ich ein ähnlich inniges Verhältnis wie zur Sihl. Zwischen 1970 und 1999 bin ich Dutzende Male in Kandersteg in den Ferien gewesen. Der Trauzeuge meiner Eltern besass in Kandersteg ein kleines Mehrfamilienhaus, dessen Wohnungen er als Ferienwohnungen vermietete. Der zu frühe Tod meiner Mutter war ein so starker Einschnitt, dass ich nicht mehr die Kraft aufbrachte, um nach Kandersteg zurückzukehren, zumal Ernst Roduner und seine Frau Lydia das Haus Ende 1999 altershalber verkauften.

Bei weniger gutem Wetter bin ich oft nach Frutigen hinunter und wieder zurück gelaufen. Auf der Wanderung zwischen Frutigen und Kandersteg sind die Tellenburg, der mächtige Eisenbahnviadukt bei Kandergrund sowie der Blausee die Attraktionen. Einmal nahm ich am Kandertaler Jagdschiessen teil und gewann einen Kranz. Der Bruder der früheren Skiweltmeisterin Annerösi Zryd instruierte mich beim Gebrauch des Stutzers.

Grandios ist die Kander oberhalb von Kandersteg. Häufig sind wir von Kandersteg via die imposanten Kanderfälle in das wild-romantische Gasterntal hinaufgestiegen und zum Weiler Selden gelaufen. Dort haben wir uns an Zwetschgenwähe mit Rahm und Kaffee erfreut. Das Gasterntal ist ein Bijoux der Natur, das kaum in Worte zu fassen ist. Es ist für mich das schönste Schweizer Tal. Zufällig trafen meine Mutter und ich auf eine Viper, die sich im Kiesbett sonnte.

Einmal brach ich von der Ferienwohnung auf und stieg bis zum Kanderfirn auf, wo die Kander entspringt. Bis Heimritz verläuft der Weg auf einer gekiesten Fahrstrasse durch das Gasterntal. Danach folgt der Bergweg bis zum Flurnamen Alpetli am unteren Ende des Kanderfirns, wo eine gigantische Gletscherwelt beginnt. Ich habe es jedenfalls so in Erinnerung, bin mir aber bewusst, dass sich der Firn in den letzten Jahren zurückgebildet haben könnte.

Wegen dieser alten Kander-Vertrautheit habe ich zuerst viele andere Flüsse absolviert. Vor dem Start zum Simme-Projekt 2012 habe ich die noch fehlende Kander-Strecke zwischen ihrer Thunersee-Mündung und Frutigen absolviert. Erst ab 2017 habe ich begonnen, die Kander für die Website nachträglich fotografisch zu dokumentieren.
23. September 2012: Einigen - Frutigen

Die Kander mündet etwas unterhalb der Postautohaltestelle Chanderbrügg bei Einigen im Naturschutzgebiet Chandergrien in den Thunersee. Von der Postautohaltestelle gehe ich zuerst ans Seeufer und blicke in das Kanderdelta hinüber. Das Delta liegt von dieser Seite in einem abgesperrten Naturschutzgebiet.

Danach gehe ich wieder zur Strasse hinauf und folge zuerst dem Wanderwegschild Richtung Einigen. Danach zweige ich nach Gesigen ab. Zuvor begebe ich mich kurz zur Strettlibrücke, die einen Tiefblick in die Kanderschlucht bietet. Nach Gesigen folge ich dem Weg zum Weiler Hani auf der anderen Seite der Autobahn und der Kander. Der Weg von dort geht zuerst Richtung Wimmis weiter und führt durch ein Auengebiet von nationaler Bedeutung. Der Pfad ist teilweise schmal, holprig und wegen des Regens vom Vortag nass. Gute Schuhe sind in einem Auengebiet vorteilhaft. Ich will den Zusammenfluss von Kander und Simme sehen.

Nach einiger Zeit treffe ich auf einen Einheimischen, der mir sagt, der Zusammenfluss sei nahe, aber ich dürfe mich wegen der Absturzgefahr nicht zu weit hinaus wagen. Ein dickes Stahlseil sowie ein etwas wackliger Holzhag halten die vorsichtigen Menschen davon ab, sich beim spektakulären Tiefblick auf die Flussvereinigung nicht zu weit an den Abgrund zu wagen. Bald danach steigt der Weg auf die Strasse hinauf und ich überquere die Simme, um nach Eifeld zu gelangen. Von dort oben erblicke ich das Schloss Wimmis auf der rechten Seite.

Ich will aber ins Kandertal und folge vor dem Bahnhof Eifeld auf Raten eines Einheimischen dem Radweg nach Frutigen. Ich habe die gelben Wanderwegschilder irgendwie verloren. Auf dem Radweg komme ich in hohem Tempo voran. Beim Weiler Matte setze ich mich auf eine Bank vor einem alten Haus und halte Teerast. Die Sonne vertreibt die letzten Nebelschwaden und als ich auf dem Radweg aus dem Schatten des Hauses trete, erhebt sich der Niesen hoch über mir. Er teilt Kandertal und Simmental.

Vor Mülenen vereinen sich im Bereich des Heustrich Radweg und Wanderweg. Heustrich ist auch der Name des nun folgenden Naturschutzgebietes entlang der Kander. Auch wenn ich oft mit dem Auto durchs Kandertal nach Kandersteg gefahren bin, lerne ich erst auf meinem Fussweg, dass es dort früher ein Bad Heustrich gegeben hat. Heute befindet sich eine Behinderteneinrichtung in diesen Gebäuden. Zwischen Mülenen, wo die Niesenbahn auf den Niesen fährt, und Reichenbach verläuft der Wanderweg etwas höher am Hang. Vor Reichenbach gelangt er wieder in die Nähe der Kander und von dort führt ein bequemer Kiesweg entlang des Dammes nach Frutigen. Durch das Kiental erblicke ich die weiss funkelnden Riesen der Blümlisalp-Gruppe. Im Bereich Schwandi ist die eingedämmte Kander renaturiert worden und darf sich etwas ausweiten. Am gegenüber liegenden Ufer steht ein Liebespaar im Uferkies und umarmt sich andauernd innig. Die Natur bricht in an diesem renaturierten Flussabschnitt offensichtlich durch. Gegen Frutigen weitet sich der Blick ins Kandertal, über dem Balmhorn und Altels thronen. In jungen Jahren stieg ich mit dem Bergführer Otto Stoller vom Schwarenbach auf das Balmhorn. Mit dem Tropenhaus hat Frutigen eine neue, empfehlenswerte Sehenswürdigkeit. Ich konnte dieses anlässlich einer Coop-Delegiertenversammlung besuchen. Auf dem Weg zum Bahnhof komme ich am Hallenbad vorbei, das ich mit meinen Eltern unzählige Male besucht habe. Die Erinnerungen von früher stimmen mich wehmütig.

Um etwa 09.40 Uhr bin ich bei der Chanderbrügg bei Einigen aufgebrochen und kurz vor 17.00 Uhr beim Bahnhof Frutigen angekommen. Sicher eine Dreiviertel-Stunde habe ich für die Besichtigung der Kandermündung in den Thunersee sowie des Zusammenflusses von Kander und Simme benötigt. Bis Eifeld musste ich bei manchen Wegabzweigungen die Karte konsultieren, denn die Wanderwegschilder zeigten nur Nahziele, aber keine Fernziele an. 

Nach diesem Fussmarsch darf ich sagen, die Kander in ihrer gesamten Länge zu kennen. Bei meinen früheren Ferienaufenthalten  in Kandersteg bin ich oft entweder nach Frutigen hinuntergelaufen oder nach Selden im Gasterntal. Einmal bin ich von der Ferienwohnung bis zur Kanderquelle beim Kanderfirn hochgestiegen.

Links:

http://www.tropenhaus-frutigen.ch/index.php
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16. September 2017: Frutigen - Kandersteg

Es ist für die Komplettierung dieser Website eine Reise in die Vergangenheit, weil ich früher bei trübem Wetter ungezählte Male von Kandersteg nach Frutigen und wieder hinauf in die damalige Ferienwohnung gelaufen bin. Start ist beim Bahnhof Frutigen. Die Wegzeit wird mit drei Stunden 30 Minuten angegeben. Danach geht es über das Gleisfeld zur Kander. Ihrem Flussweg kann gut gefolgt werden. Eine Alternative wäre der je nach Angabe bis fünf ein Viertel Stunden dauernde Eisenbahnweg.

Am Anfang stehen zwei markante Blickfänge in der Landschaft: die Tellenburg und dahinter der Eisenbahnviadukt der alten Lötschberglinie. Bis zum EW bei Kandergrund ist der Weg asphaltiert. Balmhorn und Altels sind jetzt im Blickfeld. Danach steigt ein breiter Naturweg steil an und der Naturpark Blausee ist bald erreicht. Heutzutage wird im Gegensatz zu früher eine Parkgebühr verlangt. Dafür sind zum Hotel Grillplätze und ein Alpaka-Gehege hinzugekommen.

Oberhalb des Blausees ist das Flussbett naturnah. Noch weiter oben kommen die Felswände rechts näher. Ich probiere aus und kann ein Echo auslösen. Früher bin ich durch die Landschaft gerast und habe für solche Dinge keine Zeit gehabt. Noch sind einige Kehren zu steigen, bis der Weg vor der Höh ins Bahnhofgebiet hinuntergeht. Er quert eine Unterführung und danach kann ich parallel zur Kander und Eisenbahn zum Bahnhof gehen. Wie früher kaufe ich Käse beim Käseladen Hari, trinke Kaffee beim Café Marmotte und werfe vor dem Gang zum Bahnhof noch einen Blick auf das Haus, in dem ich während so vieler Jahre in den Ferien war.

Links:
https://www.blausee.ch/de/naturpark/naturpark/
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31. Dezember 2017: Kander an mein Fluss-System angeschlossen!

Während meiner verletzungsbedingten Auszeit (Zeh im Morgentraining verstaucht) ist mir in den Sinn gekommen, dass die Kander sowie ihr Nebenfluss die Simme noch nicht sauber mit meinem Fluss-System verknüpft ist. Ich bin im Aare-Projekt auf der gegenüberliegenden, nördlichen Seite des Thunersees von Thun nach Interlaken marschiert.

Ich habe das im Rahmen des notwendigen, physischen Wiederaufbaus nachgeholt und bin vom Bahnhof und Hafen Thun zur Kandermündung bei Einigen marschiert. Ich bin dabei am Schadaupark, dem Stadion Lachen, dem Bonstettepark und den Riedgebieten von Gwatt und dem Delta vorbeibekommen. Unterwegs habe ich nach einem WC-Halt bei einer Tankstelle am Strassenrand die Bettlereiche, d.h. eine etwa 600 bis 700 Jahre alte Eiche mit dem dicksten Stamm der Schweiz, entdeckt. Von der Chanderbrügg aus bin ich danach auf einem Höhenweg bis Spiez gelaufen. Für die Strecke müssen mindestens dreieinhalb Stunden gerechnet werden. Sie ist über weite Teile asphaltiert. Das Schöne ist, dass praktisch die ganze Zeit die Berner Riesen im Blickfeld liegen und die Wanderung an einem sonnigen, milden Wintertag angenehm ist.
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24. Juli 2019: Kandersteg - Waldhus Gasterntal

Vom Bahnhof aus nehmen Gisela und ich den Wanderweg via Bütschels, das Pfadfinderzentrum Richtung Eggeschwand. Unterwegs passieren wir den Wasserfall nahe der Seilbahnstation zur Allmenalp sowie ein kleines Feuchtgebiet. In Eggeschwand interessiert mich die Mündung der Ueschine aus dem Ueschinental in die Kander.

Es gibt zwei Möglichkeiten, durch die Klus mit den Kanderfällen in das Gasterntal zu wandern. Ein steiler Bergweg oder das Natursträsschen. Wir schnuppern etwas im unteren Teil des steilen Weges und wechseln ob dem Militärareal zum bequemeren Natursträsschen. Es offeriert ebenfalls ein imposantes Schauspiel. Wir rasten zuerst auf einem keinen Rastplatz etwa 150 bis 200 Meter vom Waldhus entfernt und nehmen beim Waldhus einen Zvieri. Danach geht es hinunter zur Busstation bei der Talstation der Sunnbühl-Bahn.

Die Wanderzeit vom Bahnhof Kandersteg zum Waldhus beträgt etwa anderthalb Stunden. Für Gisela und mich sind viele Erinnerungen damit verbunden, haben wir doch gemeinsam mit unseren Müttern Ferien im Rodunerhus in Kandersteg verbracht.
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Kraftvolle Kanderfälle
12. September 2020: Eggenschwand - Selden

Mady begleitet mich auf der Wanderung von der Talstation der Gemmibahn bis zum Weiler Selden. Wir durchwandern das wild-romantische Gasterntal mit seiner Auenlandschaft von nationaler Bedeutung. Die Kander darf sich dort noch selbständig verzweigen, Kiesbänke, kleine Inseln und Tümpel bilden. Silberweiden und andere Auenpflanzen stehen an einigen Stellen im fliessenden Gewässer. Birken prägen den Auenwald. Die Strasse ins Gasterntal ist gebührenpflichtig, mit Zeitvorschriften für die Auf- und Abfahrt. Wir nehmen vom Bahnhof her den Ortsbus zur Talstation der Gemmibahn. Von dort marschieren wir ab. Die Strecke bis zum Waldhaus Gasterntal ist im vorhergehenden Logbuch-Eintrag dokumentiert. Ab der Talstation beim Flurnamen Eggenschwand muss mit etwa zweienhalb bis drei Stunden Wanderzeit gerechnet werden.

Im Hotel Gasterntal geniessen wir einen Zvieri und wir fahren mit dem Alpin-Taxi der Kanderreisen zurück zum Bahnhof.

Links:

https://www.gasterntal.ch/
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