fluss-frau.ch
Landwasser Logbuch

von Liliane Waldner

Einführung in die Landwasser

Die Landwasser ist 30,5 Kilometer lang und Namensgeberin des Landwassertales, welches die Landschaft von Davos prägt. Sie beginnt in Davos mit dem Namenswechsel des Flüelabaches und sie mündet bei Alvaneu Bad in die Albula. Dank des Albula/Landwasser-Flusssystems, das in Thusis in den Hinterrhein mündet, ist der Hinterrhein beim Zusammenfluss mit dem Vorderrhein bei Reichenau wasserreicher und drückt den Vorderrhein fast an den Rand. Besonders die Landwasser und ihr Quellbach Dischmabach verleiht dem Hinterrhein die Stärke.

Mehr über die Landwasser auf:

https://de.wikipedia.org/wiki/Landwasser_(Albula)
Wildbach mündet in der Zügenschlucht in die Landwasser
12. November 2015: Bad Alvaneu - Monstein Station

Noch liegt kein Schnee, aber es ist trotzdem mein erster Wintertag. Reif bedeckt die Wiesen und Matten, als ich in Bad Alvaneu starte. Es ist laut Postautochauffeur minus 1,5 Grad kalt. Ich atme Hauch aus und meine Finger sind trotz Fausthandschuhe kalt, bis ich mich ins Equilibrium hineinlaufe und angenehm temperiert bin. Bei Eis und Schnee hätte ich keine Chance.

Schon am Vorabend freue ich mich wie ein kleines Kind, unter dem imposanten Landwasserviadukt hindurchgehen zu können. Ich erfahre dieses erhabene Gefühl eine Stunde nach dem Start in Bad Alvaneu. Danach folge ich dem Weg entlang der Landwasser Richtung Leidboden. Nach dem Queren der Brücke verengt sich der breite Weg zu einem schmalen Pfad, der ständig auf und ab geht. Beim Leidboden wähle ich den oberen, längeren Weg zur Station Wiesen. Auf Schweiz Mobil schreibt der Autor zum unteren Bergweg, es wäre nicht gut, wenn man dort ins Stolpern käme. Die Karte zeigt, dass der Weg dort durch eine Fluh führt. Der obere Weg steigt steil an und führt oberhalb der Fluh nach Wiesen. Er ist gut begehbar, aber einige Stellen sind extrem steil und ich muss mich auf meine Koordination konzentrieren. Ich möchte dort nicht absteigen und einen Ausrutscher riskieren. Meine Empfehlung ist, den Weg entgegen der Beschreibung von Schweiz Mobil bergauf zu gehen. Das ist sicherer. Die Wegzeit des oberen Weges ab Leidboden beträgt 45 Minuten, jene des unteren 35 Minuten. Ich benötige sicher das Doppelte.

Der steile Weg geht oben in einen breiten über. Dort lädt eine Sitzbank mit Aussicht auf den Wiesenviadukt zur Rast ein. Danach geht es flott und bequem bis zur Station Wiesen. Von dort marschiere ich auf dem einfachen Bergweg zum Bärentritt. Danach geniesse ich den breiten Weg durch die Zügenschlucht zum Schmelzboden mit dem Bergwerkmuseum und zur Station Monstein. Durch die Zügenschlucht zieht sich mit Abzweigung zum Bergweg In den Zügen der Mobilitätsweg bis nach Glaris. Auch der breitere Weg nach Monstein ist mit erläuternden Tafeln versehen. Wer zu den Informationen kommen will, muss mit dem Handy die Nummer auf der entsprechenden Thementafel anrufen. Die Zügenschlucht ist spektakulär und erinnert mich etwas an die Ruinaulta. Der Weg von Wiesen Station bis Monstein Station ist mit 1 Stunde 45 Minuten angegeben. Er eignet sich auch als familienfreundliche, einfache Wanderroute.

Links:
https://www.graubuenden.ch/de/sehenswuerdigkeiten/bauwerke/viadukte/landwasserviadukt
https://www.igzl.ch/1003.html
https://silberberg-davos.ch/
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14. November 2015: Monstein - Glaris

Leider ist das Bergbaumuseum im Winter geschlossen, so dass ich diese Kurzetappe nicht mit einem Museumsbesuch verbinden kann. Ich steige von der Bahnstation ins Dorf Monstein auf.  Die Brauerei Monstein ist die höchst gelegene Brauerei Europas. Sie ist leider geschlossen, als ich hinaufkomme. Im Dorfladen kann ich jedoch ein Bier sowie ein Bündner Birnenbrot kaufen. Die Ladeninhaberin bietet ihren Kundinnen Kaffee an. So sitze ich mit anderen Frauen an einem Tisch. Das schreckliche Attentat von gestern Abend in Paris ist das Hauptthema. Wir stellen fest, dass Krieg herrscht und wir nicht in einer friedlichen Welt leben.

Danach gehe ich auf dem bequemen Weg, der unterhalb des Dorfes von der Strasse abzweigt, nach Glaris. Der Höhenweg bietet immer wieder Tiefblicke. Kurz vor Glaris kreuze ich eine Reiterin, die neben sich ein Shetland -Pony führt. Das Trio mit Reiterin, Pferd und Pony ist so häufig unterwegs. Die Frau erholt sich so gerne von der Arbeit. Heute erfreue ich mich der abwechslungsreichen Postautofahrt via Lenzerheide nach Chur.

Die Wanderzeit Monstein Station via Dorf nach Glaris beträgt 2 Stunden 30 Minuten.

Das Landwasser-Projekt ruht, bis im Winter reichlich Schnee gefallen ist. Dann werde ich den Winterwanderweg bis zur Einmündung des Flüelabaches in Davos Dorf benutzen.

Links:
http://www.biervision-monstein.ch
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2. Januar 2016: Glaris - Davos, Stilli

Der Winter ist immer noch nicht angekommen und es scheint fraglich, wenn er heuer ankommt, zumal es im Nordpol 30 Grad Celsius zu warm ist. Wo soll die kalte Luft herkommen?

Ich nutze die heutige Kurzetappe von knapp 11 Kilometern Länge, Natur wie Kultur der Landschaft Davos zu erleben. Vom Bahnhof Glaris gehe ich zur Ortolfi-Brücke zurück, um dort nahtlos an die Voretappe einzufädeln. Im Weiler Lengmatte halte ich inne, weil ich Skulpturen des Skulpturensommers Davos entdecke und fotografiere. Sie erinnern an eine frühere Veranstaltung und weisen auf das künftige Bildhauersymposium 2016 in Davos hin.

Ab Frauenkirch marschiere ich flott der Landwasser entlang und kontrolliere die Zeit bis Davos Platz. Ich halte sie ein und bin beruhigt. Wegen meiner Fotohalte verliere ich oft Zeit und Zeitgefühl und glaube dann, mit der Laufzeit nicht mehr so schnell und fit zu sein wie früher. Entdecken und Informationen verarbeiten benötigen offenbar Zeit und Energie.

Ich gehe bei der Talstation der Jakobshorn-Bahn aufs WC. Dank der hoch hinauf führenden Bergbahnen kann in Davos auf künstlich beschneiten Pisten Ski gefahren werden. Ab dann führt ein holpriger Wiesenpfad entlang der Landwasser weiter Richtung Gebiet Stilli. Der Grund ist eisig hart und mit Raureif bedeckt. Er fühlt sich knollig an. Dies senkt meine Laufgeschwindigkeit deutlich, weil ich sicher sein will, nicht plötzlich rutschigen, eisigen Untergrund unter mir zu haben. Die ganz Sportlichen lassen sich vom Joggen nicht abhalten.  Die Langlauf-Loipe muss künstlich beschneit worden sein. Ich raste bei einer Sitzbank kurz, wo es mir in den warmen Marschtee aus der Thermosflasche zu schneien beginnt. Warmer Tee hilft bei stundenlangen Outdoor-Aktivitäten im Winter wirksam aufzutanken. Es kommt jetzt doch noch Winter-Wanderstimmung auf.

Der Flüelabach geht im Bereich Stilli fliessend in die Landwasser über. Ich nehme den Uebergang des Namenswechsels des Fliessgewässers bei der Stelle an, wo der westlich fliessende Flüelabach irgendwo am Anfang der Flüelastrasse nach Süden abbiegt und in die Landwasser übergeht. Die Landwasser ist nicht mehr mit dem nahen Davosersee verbunden.  Der Dischmabach ist als Quellbach der Landwasser wasserreicher als der Flüelabach. Der Davoser-See wird durch andere, kleine Bäche gespiesen und dessen Wasser zwecks Stromgewinnung in einer Druckleitung nach Klosters abgeführt. Der Wolfgang-Pass markiert die Wasserscheide zwischen Landwasser und Landquart. Dank der Technik überwindet das Davosersee-Wasser dieses natürliche Hindernis und landet letztlich in der Landquart.

Ich werfe noch einen kurzen Blick auf den Davosersee. Dann gehe ich bis zum Hotel Seehof weiter und nehme von dort den Bus zum Kirchner-Museum (Station Sportzentrum). Dort erlebe ich den kulturellen Höhepunkt. Es ist um 16 Uhr eine Führung angesagt. Vorher kann ich noch etwas rasten, Tee trinken und für mich allein durch die Ausstellung schreiten. Ernst Ludwig Kirchner hat von 1919 bis zu seinem Freitod 1938 in Davos gelebt und gearbeitet. Er hat ölgemälde, Grafiken, Skulpturen geschaffen und auch fotografiert. Im Museum sind für die diesjährige Foto-Sonderausstellung laut Worten der Kunstführerin seine Fotos weltweit erstmals in einer Qualität ausgestellt, wie es sich Kirchner vorgestellt haben dürfte. Der damals klobige, schwere Fotoapparat von Kirchner wird gezeigt. Dieses schwere Gerät hat er in die Natur hinaus geschleppt. Mich beindruckt besonders das Bild eines Mannes, der an einer Waldquelle Wasser trinkt. Ein solcher bedenkenloser Umgang mit der wichtigsten Naturressource ist heute undenkbar. Die Schaffenskraft Kirchners imponiert. Leider ist er an der Gefahr des immer bedrohlicher werdenden Faschismus verzweifelt.

Davos: Thomas Mann hat mit seinem Zauberberg eine starke Marke geprägt. Nach den geistigen Eindrücken meldet mein Magen immer stärker an, dass gutes Essen zur Kultur zählt. Schräg gegenüber dem Museum habe ich schon beim Kommen nahe der Bushaltestelle einen Spezialitätenladen entdeckt. Dort decke ich mich mit lokalen Produkten für eine gediegene Vesper ein, die ich auf der nächtlichen Zugfahrt verspeise. Der Alpkäse stammt aus dem Untersäss Novai, wo ich zwei Tage zuvor am Anfang der Landquart gestanden bin.


Links:

https://kirchnermuseum.ch/
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26. September 2018: Davos Dorf - Davos Tschuggen

Als Ersatztour für eine terminlich nicht durchführbare Mehrtagestour entlang des Doubs will ich einen lange gehegten Wunsch erfüllen, zum Flüelapass, dem Herkunftsgebiet des Flüelabaches sowie der Landwasser zu wandern. Wegen meiner Langsamkeit unterteile ich die Wegstrecke, für die auf einer Tourismuswebsite viereinhalb bis fünf Stunden angegeben wird in zwei Etappen.

Ich starte bei der Bushaltestelle Flüelastrasse, steige hoch, passiere den Freizeitpark und gelange danach zum Wasserfall. Etwa ab dem Flurnamen Waldji geht der breite Weg in einen angenehmen und gut unterhaltenen Bergweg über, der auch ein Radweg ist. Er ist für einen weiss-rot-weissen Weg bis Tschuggen gut angelegt. Trotzdem: Es geht etwas über Stock und Stein und das trainiert meine Motorik. Es ist anfänglich kühl und schattig, ja es liegt Raureif auf den Wiesen und Pfützen sind am Morgen gefroren. Das gibt mir einen ersten Wintereindruck. Ich geniesse die herbstlichen Pastellfarben im Flüelatal sowie die Aussicht auf das Flüela Wisshorn. Dort oben stand ich in jungen Jahren anlässlich einer Bergtour des Frauenalpenclubs. Gegenüber dem Restaurant Alpenrose pausiere ich. Danach setze ich den Marsch fort. Bald sehe ich die Kapelle Maria vom Schnee bei Tschuggen. Der Weg verläuft jedoch gewunden entlang dem Hang, die Kapelle verschwindet, sieht wieder nah aus, doch jetzt schlängelt sich der Weg durch eine bunt-heideartige Hügellandschaft bis die Brücke zum Restaurant Tschuggen mit der Postautohaltestelle auftaucht. Heute Mittwoch ist dort Ruhetag.

Stundenlang bin ich sicher über Stock und Stein gelaufen, aber ich prelle meine Rippen, als ich bei der Abfahrt der Bahn ab Davos Dorf noch rasch im Rucksack auf dem Sitzplatz gegenüber nestle und umgeworfen werde. Weil die Prellung mich einschränkt, ist die Fortführung bis zum Pass auf das nächste Jahr verschoben.  Der obere Teil wird herausfordender sein als der bisherige.
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15. September 2019: Davos Tschuggen - Flüelapass

Das Wanderwegschild gibt bis zur Passhöhe zwei Stunden an. Der Bergweg führt bei Postkartenwetter über eine karstartige Heidelandschaft. Das Flüelatal ist im Spätsommer wunderbar gefärbt. Es ist Sonntag. Leider ist der Lärm der Motorräder oft stärker als das Rauschen des Flüelabaches unterhalb des Wanderwegs. Ich komme auf dem Bergweg mit meiner langsamen Schritt-für-Schritt-Technik voran.

Ich habe heute Glück. Bereits im Postauto habe ich von einer Sportveranstaltung gehört. Als ich bei der Wägerhütta auf die Strasse gelange, herrscht Stille. Die Passstrasse ist gesperrt. Ich frage einen dort stehenden Ordner, ob ich den Rest auf den Pass der Strasse entlang gehen kann. Er antwortet, dass heute ein Slow-up stattfindet und ich auf der Passstrasse links gehen dürfe. Er erinnert sich, dass er mich kurz oberhalb von Tschuggen zu Fuss überholt hat und ist erfreut, dass ich es bis hierher geschafft habe.

Die restlichen etwa zwei Kilometer bis zur Passhöhe sind ein Kinderspiel. Ich kann kräftig ausschreiten, die Landschaft geniessen und immer wieder grüssen die Velofahrerinnen und Velofahrer sowie Läuferinnen und Läufer auf Rollskiern und ich uns gegenseitig. Bei der „Flamme Rouge“, einen Kilometer vor der Passhöhe, stoppt eine Velofahrerin, steigt ab, reisst ihre Handycam hervor und grüsst mich. Es ist Lilo Illi und ihr Partner Erhard Mätzener fährt auch sogleich an.

Wir sehen uns auf der Passhöhe wieder und Lilo organisiert eine Gerstensuppe für mich. Alle, die es mit Muskelkraft auf den Pass geschafft haben, erhalten eine Suppe. Danach sitzen wir im Hospiz zusammen und plaudern. Lilo und Erhard fahren ab, solange die Strasse noch bis vier Uhr gesperrt ist und ich warte auf das Postauto, geniesse Sonnenschein und auch Kaffee und Kuchen. Was will der Mensch mehr?

Links:

https://www.challenge-davos.ch/ridethealps/
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