Lorze Logbuch
von Liliane Waldner
Einführung in die Lorze
Die Lorze entspringt auf 724 m.ü.M. beim ägerisee. Sie durchfliesst auf ihrem 30,7 Kilometer langen Lauf den Zugersee und sie mündet bei Maschwanden auf 390 m.ü.M. in die Reuss. Auch die Lorze ist wie alle stadtnahen Flüsse eine alte Bekannte. Weil ich überhaupt keine Bilder über die Lorze habe, wiederhole ich praktisch fast die gesamte Fluss-Strecke für das Logbuch.
Mehr über die Lorze auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lorze
27. Februar 2016: Obfelden - Cham als Probetour
Weil sich Gäste für eine Lorze-Etappe bei mir gemeldet habe und einer der Herren, ein alter Freund meiner Familie, nur während anderthalb Stunden mitlaufen kann und danach das Postauto nehmen wird und wir uns zu einem gemeinsamen Umtrunk danach in Cham treffen wollen, will ich die Route vorher begehen, um den Ablauf koordinieren zu können.
Ich starte bei der alten Post Obfelden. Von da geht es eine halbe Stunde bis zum Lorzespitz, der in einem wunderbaren Naturschutzgebiet der Reuss liegt. Ab der Lorze-Mündung ermittle ich die zeitliche Etappierung. Die Frau des einen Herrn wird uns mit ihrem Auto zur Mündung in der Nähe eines Kieswerkes führen. Ab der Lorze-Mündung dauert es eine halbe Stunde nach Maschwanden und von dort etwa dreiviertel Stunden bis zum Kloster Frauenthal. Ich besichtige die liebliche Barock-Kirche. Die Geschichte des ältesten existierenden Zisterzienser-Klosters reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Es gibt an einer Kloster-Mauer Stühle sowie beim nahen Bauernhof eine Sitzbank, ebenfalls auf dem Weg nach Rumentikon. Vom Kloster sind es 20 Fussminuten bis zur Bushaltestelle Hagedorn-Blumenwiese in Rumentikon. Von dort fährt der Bus zum Bahnhof Cham.
Von Rumentikon dauert es via Friesencham noch ein und ein viertel Stunden nach Cham. Nach Unterschreiten der Autobahn fällt der Weg zum Lorze-Ufer ab. Von dort gelange ich auf dem Industriepfad Lorze bis zum Abfluss der Lorze aus dem Zugersee. Schautafeln informieren über die industriehistorischen Zeugen entlang der Lorze, die auf dem Gebiet von Cham den Charakter eines Industrieflusses annimmt. So lerne ich, dass in der Nähe der Papierfabrik Cham auch die bekannten Pavatex-Platten erfunden und produziert worden sind. Cham ist die Wiege der Anglo Swiss Condensed Milk Company. Die Pionierin der Kondensmilch fusionierte später mit der Nestlé in Vevey und beide stiegen gemeinsam zum Weltkonzern auf. Die Tafeln machen gespannt auf den weiteren Verlauf des Weges.
Vom Bahnhof und der Bushaltestelle Cham führt eine Strasse rechts schräg nach oben und ein Schild zeigt Richtung Lorzesaal. Nach dem Kreisel ragt rechts davon die katholische Barock-Kirche hinauf. Der Fussgängerstreifen führt direkt zum Restaurant Weisses Kreuz, ein Bau in rosa Farben, gegenüber, das heute Steirereck heisst. Österreichische Gemütlichkeit könnte für eine Brotzeit passend sein.
Links:
http://kloster-frauenthal.ch
http://www.industriepfad-lorze.ch
19. März 2016: Lorzespitz - Cham
Heute lançiere ich das Lorze-Projekt. Ernst Jud und Siegi Schuller begleiten mich. Ernst Jud und seine Frau holen Siegi und mich am Bahnhof Hedingen ab. Von dort fahren wir mit dem Auto bis nahe an den Lorzespitz. Frau Jud fährt danach wieder nach Hause.
Wir drei gehen bei sonnigem, frühlingshaft milden Wetter zum Lorzespitz. Ernst berichtet, dass er dort in seiner Jugend schwimmen gegangen ist und er mit anderen Jugendlichen auf Lorze und Reuss Schlittschuh gelaufen ist. Wir wandern von dort zum Kloster Frauenthal. Die Nonnen beten, als wir die Klosterkirche betreten. Deshalb begeben wir uns in den kleinen Kreuzgang, wo Sitzbänke im warmen Sonnenschein zu einer Rast einladen.
Siegi besteigt wie geplant in Hagedorn-Blumenweg den Bus nach Cham, um nach Besichtigung der dortigen Barockkirche auf uns im abgemachten Lokal zu warten. In dieser Zeit wandern Ernst und ich der Lorze entlang nach Cham zum Treffpunkt. Dieses Mal fällt mir das Schild zur reformierten Kirche oben am Industriepfad auf. Die Protestanten waren im erzkatholischen Kanton Zug früher diskriminiert und kamen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem eigenen Kirchenbau. Dazu verhalfen ihnen auch die finanziellen Mittel der Nachfahren der aus Zürich stammenden Industriellenfamilie Vogel. Industrie und Protestantismus gehören offensichtlich zusammen.
Wir drei verweilen nicht im abgemachten Lokal, weil es dort am Nachmittag keine kleine Karte gibt, sondern gehen in das Kaffeehaus neben der katholischen Kirche. Dort spendiert uns Ernst Jud einen währschaften Zvieri. Nochmals herzlichen Danke, lieber Ernst.
5. April 2016: Cham - Station Schutzengel, Zug
Eine schmerzhafte Verhärtung und übersäuerung meiner Muskeln um das rechte Knie plagt und hindert mich. Ich wage deshalb nur einen Nachmittags-Spaziergang, um den Abfluss der Lorze in Cham mit der Mündung der alten Lorze bei der Kollermühle zu verbinden und einen Abstecher zur Mündung der neuen Lorze beim Brüggli zu machen. Die Wanderzeit von Cham zur Kollermühle wird mit 40 Minuten angegeben und weiter zum Brüggli sowie zur Bahnstation Schutzengel muss mit gut 20 Minuten gerechnet werden.
Im übrigen arbeite ich an meinen Problemen mit Hilfe der Therapeutin. Ich versuche beim Gehen besser mit den Füssen abzurollen und meine Beine höher zu heben, um nicht in einen schleifenden Gang zu geraten. Dies übe ich heute intensiv und gehe darum etwas bedächtig. Wenn ich übrigens in der Bahn sitze oder auf dem Bürostuhl übe ich im Sitzen immer wieder das Wippen der Füsse sowie das Anheben meiner Knie und sitze dabei möglichst aufrecht. Dies hilft zur Automatisierung der sauberen Geh-Bewegung. Natürlich versuche ich, mehr zu ruhen, obwohl mir dies schwer fällt.
Ich entdecke, dass die ehemalige Fabrikantenvilla Villette ein Restaurant ist. Die Leute sitzen beim Föhnwetter auf der Terrasse. Beim Fussmarsch fällt mir auf, dass auf einer Landzunge im Park versteckt ein Schloss liegt. Es ist in Privatbesitz.
Danach geht der Weg entlang dem Naturschutzgebiet Choller. Die alte Lorze mündet in diesem kleinen Naturschutzgebiet durch Bäume und Büsche versteckt im Zugersee. Eine gedeckte Holzbrücke führt über die alte Lorze. Danach will ich noch die Mündung der neuen Lorze sehen. Sie mündet beim Brüggli. Ich raste dort und nehme mein Picknick-Abendbrot. Danach ist es nicht mehr weit zur Station Schutzengel.
Ich plane bei der nächsten Etappe, die alte Lorze hochzugehen. Die Neue Lorze kenne ich bereits bis zu ihrem Ursprung beim ägerisee.
Links:
http://www.swisscastles.ch/Zug/chamd.html
http://naturschutz.ch/news/naturschutzgebiet-choller-zwischen-zug-und-cham/19399
6. Mai 2016: Drehtag an der Lorze
Das Schweizer Fernsehen dreht einen Reporter-Film über mich und mein Fluss-Projekt. Wir wählen die Lorze als Fluss für Aussen-Dreharbeiten aus. Der gewählte Abschnitt liegt zwischen der Chollermüli und den Höllgrotten.
Filmerin Vanessa Nikisch und Kameramann Jonas Steiger empfangen mich, als ich mit der Bahn bei der Station Chollermüli ankomme. Wir verweilen für die Dreharbeiten entlang der Strecke Chollermüli - Baar-Blickensdorf. Diese Strecke entlang der Alten Lorze ist der einzige Flussabschnitt der Lorze, den ich bei früheren Touren noch nicht begangen habe. Ich werde bereits beim Bahnhof mit einem Mikrofon verkabelt.
Wie es im Film ist: Wir begehen einige Flussabschnitte mehrmals, bis es stimmt. Ich werde unterwegs von Vanessa Nikisch immer wieder interviewt. Kameramann Jonas Steiger leistet das eigentliche Arbeitspensum. Er muss die schwere Kamera tragen, filmen und er geht auf weite Strecken rückwärts, während wir uns vorwärts bewegen. Ich frage mich, wie macht er das? Wie stark ist seine Kondition? Wie kann ein Mann seinen Körper so gut beherrschen? Er steigt einmal in das Bett der alten Lorze und steht dort auf einem Felsblock, um uns auf einer Sitzbank sitzend und redend zu filmen.
Ich kann diese Lorze-Etappe locker nehmen, weil ich sie früher mehrmals absolviert habe, entweder auf meinem Weg von zu Hause nach Zug oder von zu Hause nach Schwyz, auf den Sattel oder den Zugerberg. Es genügt deshalb, heute nur punktuell zu fotografieren, um die Lorze in meinem Logbuch zu dokumentieren.
Nach einer gemeinsamen Rast - es sind drei Stunden intensiver Dreharbeit vergangen - verschieben wir uns zu den Höllgrotten. Dieses für den Tourismus ausgebautes Höhlensystem ist ein beliebter Ausflugsort. Ich bin während einer Schulreise in den Höllgrotten gewesen. Die Dreharbeiten werden auf den Wegabschnitten unterhalb und oberhalb der Höllgrotten fortgesetzt. Jonas Steiger zieht sogar seine Schuhe und Socken aus, um am anderen Flussufer samt Kamera und Stativ eine gute Position für die Dreharbeiten zu haben. Dies ist angesichts der kalten Lorze Schwerstarbeit. Der Kameramann ist flink wie ein Wiesel und ich beneide ihn für seine hervorragende Motorik. Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen.
Der Abend rückt näher, als Jonas Steiger im Lichte der tief stehenden Sonne Vanessa Nikisch und mich beim Wandern dreht. Auch hier sind einige Wiederholungen gefällig, bis alles sitzt. Er fährt Frau Nikisch und mich am Schluss zurück in die Stadt. Ich bin nach langem Drehtag richtig müde. Eines ist klar: Kameramann zu sein ist ein Knochenjob.
Links:
http://www.hoellgrotten.ch
8. Mai 2016: Tobelbrücke, Höllgrotten - Unterägeri
Zur Komplettierung des Lorze-Logbuchs kehre ich an die Lorze zurück und klinke mich bei der Bushaltestelle Tobelbrücke, Höllgrotten wieder ein. Dort bin ich auf meinem Marsch von zu Hause via Uetliberg, Albishorn auf den Zugerberg im Sommer 2009 von der Lorze her aufgestiegen und an der oberhalb des Lorzetobels gelegenen Ruine Wildenburg vorbeigekommen. Heute bewundere ich die drei Brücken, welche die Lorze überspannen, die kleine, gedeckte Holzbrücke unten sowie die alte und neue Tobelbrücke weit oben.
Ich geniesse wie früher auf meinen Märschen von zu Hause Richtung Sattel, Schwyz den leicht steigenden und schattigen Weg durch das Lorzetobel. Beim Schmittli erreicht der Weg die Strasse. Die historische Fabrikanlage der Spinnerei markiert den Eingang nach Unterägeri. Die Lorze fliesst in ihrem kanalisierten Bett durch die Wohngebiete von Unterägeri. Im früheren Armenhaus ist heute das währschafte Bürgerhaus untergebracht. Bald säumen kleine Boote das Lorze-Ufer und ich erblicke weiter hinten ein Ausflugsschiff des ägerisee. Noch wenige Minuten und ich stehe am Abfluss der Lorze aus dem ägerisee. Das heutige Teilstück hat gut zweieinhalb Stunden gedauert. 2009 und früher bin ich rassiger durch das Lorzetobel gesaust.
Die Sehenswürdigkeiten sind auch auf dem Link zum Industriepfad Lorze weiter oben genauer beschrieben. Der Industriepfad endet oder beginnt beim Abfluss der Lorze aus dem ägerisee.
Links:
http://www.baar.ch/de/kulturfreizeit/tourismustouri/sehenswuerdigkeiten/welcome.php?action=showobject&object_id=8044