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Mentue Logbuch

von Liliane Waldner


Einführung in die Mentue

Die Mentue entsteht in den Wäldern des Jorat auf 805 m.ü.M. aus dem Zusammenfluss der Quellbäche La Corbassière und Ruisseau de la Rosse. Sie mündet auf 429 m.ü.M. bei Yvonand in den Neuenburgersee. Die Länge des Waadtländer Flusses beträgt 34 Kilometer.

Mehr über die Mentue auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mentue


22. April 2018: Yverdon - Yvonand

Die heutige Etappe ist besonders für mich. Nicole, meine liebe Waadtländer Kollegin von der Coop-Delegiertenversammlung, begleitet mich mit ihrem Freund Pierre. So werde ich im Bahnhof Yverdon abgeholt.

Es geht in der heutigen Etappe darum, die Mentue mit meinem Fluss-System zu verbinden, d.h. mit meinem Wanderwegnetz entlang der Drei Seen sowie mit der Orbe bzw. La Thielle. Der Weg führt uns durch das ausgedehnte Naturschutzgebiet Grande Cariçaie entlang des Neuenburgersees zwischen Yverdon und Yvonand. Es ist das grösste Sumpfgebiet an einem Schweizer See. Der Weg liegt oberhalb der Strasse und Bahnlinie in bewaldetem Gebiet.

Wir machen einen Kaffeehalt im Pro Natura Naturschutzzentrum Champ Pittet mit seinem Kräutergarten und den quakenden Fröschen. Pierre macht uns auf die vierblättrige Einbeere (parisette auf Französisch) aufmerksam, die im Auenwald wächst, den wir durchschreiten. Als Apotheker weiss er, dass ihre Blätter früher auf Wunden aufgelegt wurden. Bei der Nachrecherche bin ich darauf gestossen, dass die Pflanze giftig ist. Nach einem sportlichen Aufstieg folgt eine ausgedehntere Rast am grosszügigen Picknickplatz samt Feuerstelle des Refuge de l’Escarbille. Leider ist das Strandrestaurant beim Yachthafen von Yvonand voll besetzt, so dass es weiter zum Bahnhof geht. Nahe dem Bahnhof mache ich Bekanntschaft mit der Mentue, die dem Neuenburgersee zustrebt.

Links:
https://www.pronatura-champ-pittet.ch/de
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28. April 2018: Yvonand - Bercher

Eigentlich hätte ich es wissen müssen, die 1 zu 60‘000 übersichtskarte genügt nicht, erst recht nicht, wenn die erste Startstrecke am Anfang fehlt. So bin ich nach dem Abmarsch in Yvonand fast in das Vaux-Tal hineingeraten, habe nach Zweifeln einen Einheimischen mit Hund gefragt und noch zeitig korrigieren können. Die Vaux mündet ob Yvonand in die Mentue und beide Täler werden von einem imposanten Autobahnviadukt überbrückt. So bin ich Richtung Donneloye zuerst nach Niédens-Dessus aufgestiegen. Von dort oben habe ich zurück über die Autobahnviadukte geblickt und dahinter hat sich ein prächtiges Panorama des Neuenburgersees und des Juras aufgetan. Ein Bauer hat mich beim Staunen unterstützt und die Orte am anderen See-Ufer erklärt. Bei meiner Gehrichtung nach Donneloye habe ich die Mentue rechts unten von mir gehabt.

In Donneloye, einem Dorf mit Kirche und Schloss, habe ich beim Bushäuschen gerastet. Danach ist es nach Bioley-Magnoux weitergegangen, ebenfalls ein verträumtes Dorf mit Kirche und Schloss. Die ländliche Idylle täuscht heute. Als ich in das Dorf hineinlaufe, höre ich die Sirenen eines Ambulanzwagens heulen. Er rast an mir vorbei und danach ist es still. Im Dorf sehe ich, dass der Wagen mit flackernden Blaulichtern vor einem prächtigen Bauernhaus neben der Kirche steht. Ich gehe weiter und beim Schloss Richtung Dorfausgang. Dort frage ich einen Herrn, der Rasen mäht, ob das Schloss privat oder öffentlich ist. Er antwortet privat. Wegen Gegenlicht ist vom Standort kein gutes Foto möglich und ich hoffe noch, von unten einen Fotoblick zu finden. Da kreist plötzlich ein Rega-Helikopter über dem Dorf, offensichtlich auf der Suche nach einem Landeplatz. Der Mann fragt, was los sei und ich erzähle ihm die Sache mit dem Ambulanzfahrzeug im Dorf. Der Mann hat wegen dem Rasenmäher die weitherum hörbaren Sirenen nicht gehört. Der Helikopter landet und wir fragen uns, was da Ernsthaftes passiert sein könnte. Ich steige steil Richtung Mentue ab und finde noch einen halbwegs passablen Fotoblick von weit unten. Ich höre, dass der Helikopter wieder aufsteigt.

Danach ist es still und die Mentue rauscht neben mir. Ab jetzt kann ich dem Fluss bis Bercher folgen. Ein Stück des Weges ist sportlich, mit einem schmalen und teils mit Holzgeländer gesicherten Pfad über der Mentue. Immer wieder sind steile Sandsteinwände sichtbar. Ich entscheide, dass die Mentue die kleinere Schwester des Talent ist. Beide entspringen aus Waldquellbächen, die sich vereinen, aus dem riesigen Waldgebiet namens Jorat. Beide Waadtländer Geschwister kämpfen sich kurvenreich durch Täler mit Sandsteinflanken. Ich raste nochmals im bewaldeten Flusstal. Danach wähle ich die Wege Bercher par la Mentue und danach Bercher Village und nicht die Abzweigung mit dem Schild mit Bahnsymbol.
Am Schluss steigt ein Drecksweg steil nach oben, wo ich eine Weide mit Rindern erreiche. Ich habe die Weide zu durchqueren und die Rinder werden auf mich aufmerksam und laufen zu mir. Ich gehe langsam und spreche französisch mit ihnen. Sie folgen mir bis zum oberen Ende des Zaunes und sie nutzen die Gelegenheit nicht aus, dass ich den elektrisch geladenen Zaun sorgfältig öffnen und schliessen muss, um durchgehen zu können. Dann stehe ich vor der Kirche und dem Herrschaftshaus von Bercher. Ich setze mich noch kurz auf eine Bank mit Blick in das tief eingeschnittene Mentue-Tal. Danach geht es durch das Dorf zum Bahnhof. Ich freue mich auf die Bahnfahrt nach Lausanne, die einen prächtigen Weitblick bietet.

Die angegebene Wegzeit von Yvonand nach Bercher beträgt 4 Stunden 50 Minuten. Ich bin den ganzen Tag damit beschäftigt, aber froh, wieder einmal eine richtige Distanz um die 20 Kilometer geschafft zu haben.

Links:
http://www.swisscastles.ch/Vaud/chateau/donneloye_d.html
http://www.swisscastles.ch/Vaud/chateau/bioley_d.html
http://www.swisscastles.ch/Vaud/chateau/bercher_d.html
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11. Mai 2018: Bercher - Villars-Tiercelin

Heute bin ich mit 1 zu 20‘000 und 1 zu 10‘000 Kartenausdrucken ausgerüstet. Es gibt keine Wanderroute zum Beginn der Mentue. Zuerst folge ich dem Weg nach Dommartin. Die Wegzeit wird mit einer Stunde 40 Minuten angegeben. Die Wanderung auf dem Hochplateau bietet eine überwältigende Aussicht Richtung Orbe-Ebene und Jura. Der Weg geht in eine Strasse über, die die Mentue überbrückt. Danach zweigt er nach rechts oben in einen Hohlweg ab. Diesem folgt ein breiter Weg beim grossen Feld vor der Ziegelei. Von dort würde er nach Possens führen. Ich zweige jedoch in den Waldweg rechts ab, um wenigstens noch ein Stück in der Nähe des Flusses zu gehen. Dieser Weg führt zu einem Weiler namens Tuilières. Auf der Weide davor entdecke ich links oben eine Höhle, die zu einer Art Unterstand gemacht worden ist. Ich suche zuerst eine Möglichkeit, um das Haus herum auf die Strasse zu gelangen, aber alles ist solide eingezäunt. Letztlich öffne ich das Gartentörchen des privaten Grundstückes. Es ist offen und auch jenes auf der anderen Seite. So komme ich auf die Strasse. Bei der Brücke über die Mentue beobachte ich das grosse Herrschaftshaus daneben. Danach geht es auf der anderen Strassenseite an einem kleinen Bau vorbei auf einen Waldweg entlang der Mentue. Nach wenigen hundert Metern kreuzt er den offiziellen Wanderweg, der von Possens herkommt und nach Dommartin führt. Es geht einen steilen, schmierigen Pfad hinunter auf einen Steg über die Mentue und danach steil hinauf bis zum Friedhof von Dommartin. Weit oben im Wald liegt die Ruine des früheren Schlosses Dommartin. Ich laufe in das Dorf und raste an einem Tisch mit Bänken auf dem Spielplatz neben der Kirche und erfreue mich der Fernsicht.
Nach Dommartin gehe ich in gleicher Richtung zum Dorf hinaus. Nach dem Reiterhof Le Pâquis beachte ich nicht das Wanderwegschild rechts nach Poliez-Pittet, sondern folge dem Strässchen leicht links entlang, immer weiter geradeaus auf dem Hochplateau, bis der Weg bei einer Häuserzeile beim Flurnamen Rategnaux  endet. Danach in das Strässchen nach links und gleich wieder in die gleiche Richtung geradeaus in den Chemin Vernaugi. Auf diesem Strässchen, welches in den Wald geht, bleibe ich konsequent. Es verzweigt sich beim Waldrand in ein anderes Strässchen. Dort gehe ich in die linke Verzweigung und immer weiter, bis es in ein etwas belebteres Strässchen mündet. Dort nach links halten, die belebtere Strasse überqueren und auf den asphaltierten Forstweg Richtung Refuge. Beim Refuge raste ich noch einmal.

Nach der Rast gehe ich rechts in den etwas besser scheinenden Forstweg. Von diesem zweigt bald der Wanderweg nach rechts zum Monts des Lex ab. Ich gehe aber geradeaus weiter, bis ein Weg nach links abzweigt. Dieser mündet nach wenigen Metern in einem breiten Forstweg. Rechts ist ein gelbes Schild nach Villars-Tiercelin sichtbar und am Baum ist das weiss-rot-weisse Zeichen für einen Bergweg angebracht. Dieser steile und anspruchsvolle Weg führt nach wenigen Minuten zum Beginn der Mentue. Sie entsteht aus dem Zusammenfluss des schmaleren Ruisseau de la Rosse und dem breiteren Ruisseau du Lex. Zuerst muss ich das Bachbett des kleineren Bachs queren. Danach führt eine Brücke über den wasserreicheren Bach namens Lex. Auf dem Landspickel dazwischen liegen Baumstämme und eine nicht offizielle Feuerstelle. Danach führt der Weg steil und schmierig hinauf, ist aber im Vergleich zum Abstieg leicht zu machen. Oben gelange ich in das Strässchen nach Villars-Tiercelin mit der Postautohaltestelle. Ich bin allein und pfeife und johle aus Freude herum. Fluss Nummer 53, ein schwieriger Fluss, ist erwandert. Für den zweiten Teil müssen gesunde Wandersleute mindestens noch so viel Zeit rechnen, wie für den ersten. In Villars-Tiercelin hätte ich gerne noch einen Hofladen mit Waadtländer Spezialitäten entdeckt. Am Dorfrand bei der Altglas-Sammelstelle steht jedoch nur ein Verkaufswagen eines Pizzahändlers. Ob der überhaupt ein Geschäft macht?

Links:

http://www.swisscastles.ch/Vaud/chateau/dommartin_d.html
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