Sissle Logbuch
Von Liliane Waldner
Einführung in die Sissle
Die 18 Kilometer lange Sissle beginnt am Südhang des Dreierbergs bei Schinznach-Dorf auf 647 m.ü.M. Sie mündet auf 290 m.ü.M. bei Sissle in den Hochrhein.
Mehr über die Sissle auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sissle
23. Februar 2021: Sissle - Bözen
Die Sissle ist der Fluss des Fricktals. Da war doch was, erinnere ich mich auf der Hinfahrt. Tatsächlich finde ich bei der Nachbearbeitung zu Hause im Internet noch Berichte über das meines Wissens erste Umweltdesaster sowie die erste Umweltdemo in der Schweiz. Fluor-Emissionen aus einem Alu-Werk im badischen Rheinfelden vergifteten Luft und Böden im Fricktal. Die Kühe wurden krank. Die Fricktaler Bauern fuhren mit ihren Kühen nach Zürich, wo die Alusuisse ihren Hauptsitz hatte, und demonstrierten dort. Siehe Links unten!
Dasselbe Problem der Fluor-Verseuchung bestand auch in Chippis, im Kanton Wallis. Der geschützte Pfynwald ging dabei fast kaputt. Darüber berichtet auch die Etappe Sion - Sierre im Rhone-Logbuch: http://www.fluss-frau.ch/rhone.html
Am Rheinufer stosse ich kurz oberhalb der Mündung der Sissle auf ein Thurgauer Ehepaar, das mit seinem Hund sein Wohnmobil verlässt. Ich erfahre von ihnen, dass sie etappenweise dem Rhein entlangwandern und abends mit dem OeV zum Wohnmobil zurückkehren und dieses für die nächste Etappe verschieben.
Es gibt nur bis Eiken einen offiziellen Wanderweg. Die Wanderzeit für den schönen Naturweg von der Mündung der Sissle in den Rhein bis Eiken beträgt 50 Minuten. Ich gebe deshalb die auf der Schweiz-Mobil-Online-Karte gemessene Distanz von Sisseln, Haltestelle Unterdorf, bis zur Bushaltestelle Mitteldorf in Bözen an: 13,5 Kilometer.
In Frick wird die Sissle mit Wasser des Bruggbaches angereichert. Funde zeugen davon, dass in Frick Saurier gelebt haben. In Frick befindet sich deshalb ein Saurier-Museum, das sonntags von 14 - 17 Uhr geöffnet ist.
Das Hornussen ist nicht im Aargauer Dorf Hornussen erfunden worden. Es heisst einfach so Hornussen. Bei Bözen entdecke ich am Ufer der Sissle Weidenkätzchen und fotografiere sie.
Links:
https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.rheinfelden-das-fricktal-steht-gegen-die-alu-auf.e2e3d0b4-469b-48fc-9e8d-5bc6d4388896.html
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/als-der-fluorkrieg-eskalierte-und-fricktaler-mit-kuhen-durch-zurich-zogen-ld.1567320
https://sauriermuseum-frick.ch/
3. März 2021: Bözen - Schinznach Dorf
Der Weg von der Bushaltestelle Bözen Mitteldorf in das Quellgebiet der Sissle ist nicht weit. Es führt kein Wanderweg dorthin und ich laufe aufgrund der Karte. Es geht unter der Autobahn hindurch und danach auf verkehrsarmer Landstrasse und Naturwegen bis zur aufgegebenen Eisenbahnstation Effingen und unter dem Geleise durch.
Danach nehme ich das Strässchen Richtung Talmatt. Es führt am Nordportal des Bözbergtunnels vorbei und lädt zum Trainspotting ein. Bei den Felsen befinden sich das Strässchen sowie die daneben hinunterfliessende Sissle direkt über dem Eisenbahntunnel. Oberhalb eines Feuchtgebietes mit dem Flurnamen Hombergtanne vereinigen sich Quellbäche der Sissle.
Ich folge zuerst dem kleineren Quellbach aus Richtung Ibergflue und danach dem Hauptquellbach im Gebiet mit dem Flurnamen Iberg. Nach der langen, regenlosen Zeit ist von fliessendem Wasser nicht viel zu sehen. Die Quellen liegen entweder im Dickicht und der Weg zur Hauptquelle nahe der Wanderwegkreuzung Möösere ist durch einen Drahthag versperrt. Ich vermute die Quelle bei einem Stein nahe dem Waldrand.
Nach der Rast zieht es mich zu einem mit Täuferchile bezeichneten Ort. Dort steht eine Waldhütte samt Grillplatz, aber kein Schild weist auf einen historischen Ursprung hin. Von der Hütte zweigt ein ruppiger Weg Richtung Längibach ab. Ich folge ihm ein Stück weit. Wurden am Längibach Taufen durchgeführt? Ich wende mich an Herrn Benjamin Plüss, den Gemeindeschreiber von Schinznach, nachdem meine Internet-Recherche kein Ergebnis erbracht hat. Er antwortet mir per Mail vom 23. März 2021 wie folgt:
«Es handelt sich um einen geologischen Gipstrichter, also eine Dolinen-Art, welche 7 m Tiefe und 10 m Breite hat. Sie entstehen meistens durch langsames Auflösen des Gips- oder Kalkgesteines durch einsickerndes Regen- oder Schneewasser. Besonders auffällig und direkt für die Triasformation charakteristisch sind die Versickerungstrichter der gipsführenden Keuperschichten über dem Muschelkalk und der Anhydritformation unter demselben.
Ein interessanter Artikel dieser Höhlenart ist dem nachfolgenden Link zu entnehmen: https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ang-001:1937:20::145
In Schinznach wird die Täuferchile umgangssprachlich auch „Alabasterloch“ genannt. Alabaster darum, weil es sich um gipsartiges Gestein handelt, dass sich dort befindet. Alabaster ist eine Art Gips.»
Danach zieht sich der Weg noch mit etwas Auf und vor allem steilem Ab und Kehren via Römerhof bis Schinznach Dorf. Die Wanderstrecke von Bözen, Mitteldorf bis Schinznach Dorf, Post beträgt samt dem Abstecher zur kleineren Quelle 10,8 Kilometer.
Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo